Über die Hl. Elisabeth

Heilige Elisabeth von der Dreifaltigkeit

– Karmelitin in Dijon –

* 18.7.1880 – ✝︎ 9.11.1906 Heiligsprechung am 16.10.2016

Elisabeth Catez wurde am 18. Juli 1880 in Avord bei Bourges, Frankreich, in einer Offiziersfamilie geboren; bald darauf übersiedelt die Familie nach Dijon. Im Alter von sieben Jahren verliert sie den Vater. Bei einem Besuch im Karmel nach der Erstkommunion gibt ihr die Priorin ihren späteren Namen: Elisabeth de la Trinité. Mit 17 Jahren möchte sie in den Karmel eintreten, doch erst zwei Jahre später gibt ihre Mutter die grundsätzliche Einwilligung dazu. Bei Einkehrtagen im Jänner 1900 deutet ihr P. Vallée ihre inneren Erfahrungen: die Einwohnung der Heiligsten Dreifaltigkeit in der Seele. Am 2. August 1901 Eintritt in den Karmel von Dijon; Einkleidung am 8. Dezember 1901, ewige Profess am 11. Jänner 1903. Am 21. November 1904 schreibt sie nach der gemeinsamen Gelübdeerneuerung in einem Zug das Gebet an die Hlgst. Dreifaltigkeit nieder. Kurz darauf ‚entdeckt‘ sie ihren neuen Namen, oder besser, ihren eigentlichen Beruf: ein ‚Lob der Herrlichkeit‘ zu sein (vgl. Eph 1, 12.14). Sr. Elisabeth stirbt am 9. November 1906 an der Addison-Krankheit, die lange Zeit schmerzvoll an ihr zehrte und in einer furchtbaren Agonie von neun Tagen.

Elisabeth über sich selbst

in ihrem 14. Lebensjahr

Ohne stolz zu sein, glaube ich, dass meine Person in ihrer Gesamtheit nicht unangenehm ist. Ich bin brünett und, wie man sagt, recht groß für mein Alter. Ich habe funkelnde schwarze Augen und meine dichten Augenbrauen verleihen mir ein strenges Aussehen. Das Übrige an meiner Person ist unauffällig. Meine entzückenden Füße könnten mir den Spitznamen „Elisabeth mit den großen Füßen“, ähnlich der Königin Berthe, verschaffen! … Dies ist mein physisches Bild! Wenn wir uns nun der Moral zuwenden, so würde ich sagen, dass ich einen recht guten Charakter besitze. Ich bin fröhlich und, das muss ich gestehen, ein wenig leichtsinnig. Ich habe ein gutes Herz. Auch bin ich kokett. „Man muss es ein wenig sein“, sagt man. Ich bin nicht faul: „Ich weiß, dass Arbeit glücklich macht“. Ohne ein Muster an Geduld zu sein, bin ich im Allgemeinen doch bescheiden. Ich bin nicht rachsüchtig. So, das war mein moralisches Porträt. Ich habe meine Fehler und – leider – wenig Qualitäten! … Ich hoffe aber, welche zu erlangen! (Selbstbild aus einer Stilübung)

Mir scheint, mein Gebet ist allmächtig, denn es bin nicht ich, die betet, sondern mein Christus, der in mir ist!

Brief 105

Elisabeths kontemplative Ader

Aus einem Brief an ihre Freundin Marie-Louise Maurel, den sie während einer Reise im Süden Frankreichs, 1 Jahr vor ihren Eintritt in den Karmel, schrieb:
Ehe wir nach Carlipa kamen, haben wir einen Tag in Biarritz verbracht, um mit dem Ozean Bekanntschaft zu schließen. Wie schön er ist, liebe Freundin, ich kann Ihnen nicht sagen, wie großartig dieses Schau- spiel ist; ich liebe diese unendliche, uneingeschränk- te Weite! Mama und Guite konnten mich gar nicht aus meiner Betrachtung herausreißen und ich glaube, dass sie mich ein wenig langweilig fanden; ich bin si- cher, Sie hätten mich verstanden. Brief 30 (12. August 1900)

Im Karmel: Elisabeths briefliche Unterweisungen

Elisabeths Briefe zeugen von ihrer mütterlichen Sorge um das Wohl der ihr anvertrauten Seelen, besonders gegenüber ihrer um sieben Jahre jüngeren Freundin Franҫoise de Sourdon:

Ach, könnte ich dich doch das Geheimnis des Glücks lehren, so wie der liebe Gott es mich gelehrt hat. Du sagst, ich hätte weder Sorgen noch Leid; es ist wahr, dass ich sehr glücklich bin, aber du weißt es doch, wie man auch dann glücklich sein kann, wenn einen etwas verdrießt; man muss immer auf den lieben Gott schauen. Am Anfang muss man sich anstrengen, wenn man spürt, dass man innerlich kocht, doch langsam kommt man mit Geduld und mit dem lieben Gott ans Ziel. So wie ich musst du dir in deiner Seele eine kleine Zelle bauen; denk daran, dass der liebe Gott dort ist, und geh von Zeit zu Zeit hinein. Wenn du spürst, dass du die Nerven verlierst oder unglücklich bist, dann bring dich schnell dorthin in Sicherheit und vertraue alles deinem Meister an. Brief 123 (19. Juni 1902)

Eintauchen in den Ozean der Liebe

Elisabeth schreibt im Karmel an ihren langjährigen geistlichen Wegbegleiter Kanonikus Emilien Isidore Angles:

Es tut so gut zu geben, wenn man liebt, und ich liebe ihn so sehr, diesen Gott, der eifersüchtig darüber wacht, dass ich ganz sein bin. Ich spüre in meiner Seele eine solche Liebe, sie ist wie ein Ozean, in den ich eintauche, in dem ich mich verliere: Das ist meine Schau auf der Erde, während ich auf die von Angesicht zu Angesicht in der Herrlichkeit warte. Er ist in mir, ich bin in ihm, ich brauche ihn nur zu lieben, mich von ihm lieben zu lassen, und das immerfort, durch alles hindurch: aufwachen in der Liebe, mich bewegen in der Liebe, in der Liebe einschlafen, die Seele in seiner Seele, das Herz in seinem Herzen, die Augen in seinen Augen, damit er mich durch den Kontakt mit ihm reinigt, mich aus meiner Armseligkeit erlöst. Bemühen wir uns, ihn niemals allein zu lassen, unser Leben sei ein immerwährendes Gebet. Brief 177 (um den 27. August 1903)

F: Welches Buch haben Sie am liebsten? – A: Die Seele Christi, sie offenbart mir alle Geheimnisse des Vaters, der im Himmel ist.

(aus einem Fragebogen)

Die Regungen der Seele Christi zu eigen machen

Textauszug aus Elisabeths Briefpartnerschaft mit Madame Angles:

Wenn wir also treu sein Leben leben, wenn wir uns ganz einfach alle Regungen der Seele des Gekreuzigten zu eigen machen, dann brauchen wir unsere Schwächen nicht mehr zu fürchten, denn er wird unsere Stärke sein und was kann uns von ihm scheiden? Ich glaube, dass er recht zufrieden ist und unsere Opfer sein Herz wohl trösten. Brief 156 (15. Februar 1903)

Das Wirken des dreifaltigen Gottes in uns

Germaine de Gemeaux ist Aspirantin im Karmel in Dijon und schon seit Kindheitstagen mit Elisabeth befreundet. Elisabeth schreibt ihr:

Er liebt es so sehr, uns zu vergeben, uns aufzurichten und dann zu sich mitzunehmen, in seine unendliche Reinheit und Heiligkeit. So wird er uns rein machen, durch den ständigen Kontakt mit ihm, durch seine göttliche Berührung. Er will, dass wir ganz rein sind, aber er selbst wird unsere Reinheit sein: Wir müssen uns in sein Ebenbild verwandeln lassen und das ganz einfach, indem wir allzeit mit dieser Liebe lieben, die die Einheit zwischen denen herstellt, die einander lieben! Brief 172 (20. August 1903)

Gott im Leid finden

Aus einem Brief an ihre leidgeprüfte Mutter:

Eine Heilige schrieb über Jesus Christus: „Wo wohnte er denn, wenn nicht im Schmerz?“* und David sang, dass dieser Schmerz so unermesslich war wie das Meer. Jede Seele, von welchem Leid sie auch immer verzehrt wird, kann zu sich sagen: Ich wohne zusammen mit Jesus Christus, wir leben in enger Gemeinschaft, die gleiche Bleibe beherbergt uns! Die Heilige, von der ich gerade gesprochen habe, sagt, das Zeichen, an dem wir erkennen, dass Gott in uns ist und seine Liebe uns ergriffen hat, sei, dass wir das, was uns verletzt und leiden lässt, nicht nur in Geduld, sondern in Dankbarkeit annehmen. Brief 314 (gegen den 21. September 1906) – * Das Zitat stammt von der Hl. Angela da Foligno

Die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott

An ihre Mutter:

Denk daran, dass deine Seele der Tempel Gottes ist, auch das sagt der heilige Paulus, zu jeder Tages- und Nachtzeit wohnen die drei göttlichen Personen in dir. Du besitzt nicht den menschgewordenen Gott wie bei der Kommunion, sondern die Gottheit, dieses Wesen, das die Seligen im Himmel anbeten, dieses Wesen ist in deiner Seele. Wenn man das weiß, ist es eine ganz wunderbare Vertrautheit; man ist nie mehr allein! Brief 273 (um den 27. Mai 1906)

Man darf vor dem Kreuz nicht stehen bleiben und es nur anschauen, sondern muss – sich im Licht des Glaubens sammelnd – höher steigen und daran denken, dass es das Werkzeug ist, das der göttlichen Liebe untersteht.

Brief 129

Elisabeths Versprechen vor ihrem Heimgang

An ihre Mitschwester Marie-Odile, die das Kloster in Dijon für eine Neugründung verlassen hat:

Mir scheint, meine Sendung im Himmel wird sein, die Seelen anzuziehen, indem ich ihnen helfe, sich selbst zu verlassen, um Gott in einer ganz einfachen und ganz liebevollen Bewegung anzuhängen und sie in diesem tiefen inneren Schweigen zu bewahren, das es Gott erlaubt, sich ihnen einzuprägen, sie in ihn selbst zu verwandeln. Liebe kleine Schwester meiner Seele, mir kommt vor, ich sehe jetzt alle Dinge im Licht des lieben Gottes, und würde ich mein Leben neu beginnen, oh, ich würde keinen einzigen Augenblick mehr verlieren wollen! Brief 335 (28. Okt. 1906)